Diskussionsrunde Dürrerekord und Jahrtausendhochwasser – wie sieht die Wasserversorgung der Zukunft aus?
Harzklub bietet das zweite Diskussionsforum zu einem bedeutenden Thema im Harz
Dürrerekord und Jahrtausendhochwasser – wie sieht die Wasserversorgung der Zukunft aus?
Der Sommer 2018 mit seinen extrem niedrigen Wasserständen, insbesondere in den Talsperren des Westharzes, bot bizarre Anblicke. Was Fotografen und Spaziergänger faszinierte, entwickelte sich für die Land-und Forstwirtschaft und die Trinkwasserversorgung zu einer enormen Herausforderung. Als zur Sicherstellung der Versorgung auf die Teiche der Oberharzer Wasserwirtschaft zurückgegriffen werden musste, wurde allen bewusst: In einer der trinkwasserreichsten Regionen Deutschlands herrscht durch den Klimawandel Wassermangel. Harzklubmitglieder, Anwohner und Gäste im Harz und die Verbraucher des Trinkwassers aus den Harzer Talsperren wollten deshalb wissen, wie die Wasserversorgung der Zukunft aussieht.
Gut 100 Besucher verfolgten die Harzklub-Diskussionsveranstaltung am Montag Abend (25.2.2019) und lauschten den beiden Fachleuten in den Räumen der Harzwasserwerke in Clausthal Zellerfeld. Das Interesse war groß an dem harztypischen Thema, für das der Harzklub die Geschäftsführer zweier Wasserversorger als Referenten gewinnen konnte: Dr. Christoph Donner, Technischer Geschäftsführer Harzwasserwerke GmbH, und Burkhard Henning, Geschäftsführer Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt, diskutierten und informierten unter der Moderation von Andreas Rietschel, dem ehemaligen Chefredakteur der Goslarschen Zeitung.
Rietschel begann mit einem Rückblick auf den 26. Juli 2017, an dem ein verheerendes Hochwasser zahlreiche Städte und Ortschaften am nördlichen Harzrand heimgesucht hatte. Er sprach in diesem Zusammenhang von einer Jahrtausendflut und erinnerte an den Starkregen, der innerhalb von 48 Stunden gewaltige Regenmassen brachte. Sie verwandelten Rinnsale in Bäche, Bäche in Flüsse und Flüsse in Seen. Innerhalb von acht Stunden waren 200 Liter Niederschlag pro Quadratmeter in Bad Harzburg gefallen. Die Dauernässe hielt an bis zum Jahresende und wandelte sich ab Frühjahr 2018 in eine Dauer-Dürre, die einen Wassermangel nach sich zog. „An zwei Tagen im Juli 2017 haben die Talsperren im Westharz insgesamt 43 Millionen Kubikmeter Wasser aufgenommen“, sagte Dr. Christoph Donner über die Starkregenfälle. Dass der Jahrhundertsommer 2018 die Talsperren wieder so stark geleert hatte und erstmalig Wasser aus den Oberharzer Teichen zugeführt werden musste, hatte es bis dahin noch nicht gegeben, so Dr. Donner. Diese extremen Schwankungen zeigen, wie sehr wir ein Ressourcen-Management beim Wasser brauchen.“ forderte der Geschäftsführer der Harzwasserwerke. Auch das Oberharzer Wasserregal sei kein Museum sondern eine technische Anlage, die seit 300 Jahren noch immer funktionieren würde. „Auf die Reserve wollen wir auch künftig zurückgreifen, wenn es wasserwirtschaftlich notwendig ist“, erläuterte Dr. Donner die Wasserentnahme aus der Teichwirtschaft.
Burkhard Henning vom Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt beschrieb das Hochwasser im Sommer 2017 als ein besonderes Naturereignis. „Bei so extremen Niederschlägen ist keine Speicherfähigkeit mehr vorhanden, selbst Waldboden kann diese Mengen nicht mehr aufnehmen“, sagte der Geschäftsführer und fragte: “Entscheidend ist – wo kommt das Wasser runter, oberhalb oder unterhalb der Talsperre? Gespeichert wird nur Wasser im Einzugsgebiet der Talsperren“. Das Trockenjahr 2018 habe die Rappbodetalsperre noch gut überstanden, ein zweites Trockenjahr beurteilte Henning jedoch kritisch. Er sprach von Hochwasserdemenz und forderte alle am Entscheidungsprozess Beteiligten und Betroffenen auf, im Dialog die Probleme zu lösen und kompromissbereit zu sein. Als Beispiel nannte er den „Selke-Dialog“, der bei der Planung von Wasserrückhalteräumen im Selketal notwendig sei.
Auch Dr. Christoph Donner forderte dazu auf, unsere Hausaufgabe zu machen, damit zukünftige Generationen richtig ausgestattet sind. Dazu gehöre auch die Idee, unterirdische Stollen zu nutzen, um Wasser in die Talsperren einzuleiten. Auch eine Erhöhung der Dammkronen sollte geprüft werden, wenn die Kapazitäten der Talsperren gesteigert werden soll. „Diese oder ähnliche Fragen können Forschungsinstitution prüfen“, sagte Dr. Donner mit Blick auf die TU Clausthal. Selbst der Neubau einer Talsperre sollte bedacht werden, meinte Donner.
Beide Fachleute warnten vor sorglosem Umgang mit dem Trinkwasser. Jeder könne mithelfen, die Belastung des Wassers mit Arzneimitteln zu verringern. „Technisch kann man heute fast alles aus dem Wasser herausfiltern, aber die Kosten hierfür sind hoch und die Entsorgung der Schadstoffe teuer“, beschrieb Dr. Donner. Der Schutz der Wassereinzugsgebiete und die naturnahe Aufbereitung sei die Methode, die im Harz erfolgreich praktiziert würde.
Neben der Ressource Trinkwasser und dem Hochwasserschutz tragen die Harzer Talsperren auch für das Landschaftsbild und den Tourismus bei. „Die touristischen Angebote an der Rappbodetalsperre sind mit dem Talsperrenbetrieb vereinbar und werden von uns mitgetragen“. Sagte Burkhard Henning.
Abschließend bedankte sich Dr. Oliver Junk bei den Teilnehmern des Diskussionsforums und freute sich über den fachlichen Austausch und das große Interesse der Besucher. „Beim Thema Wasser spielt der Harz in der Champions-League“, sagte der Präsident des Harzklubs, und stellte mal wieder fest: „Der Harz geht nicht ohne uns“.