Gedenkfeier zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit auf dem Brocken

Gedenkfeier zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2020 auf dem Brocken

„Ist es die richtige Zeit, das richtige Jahr, dass wir uns hier heute treffen?“

Diese Frage hatte sich der Harzklub-Hauptvorstand im Zeichen von Corona gestellt und mit einem klaren „Ja!“ beantwortet.

So fand die Gedenkfeier zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit am 03.Oktober auf dem Brocken statt, aufgrund der notwendigen Corona-Hygiene-Vorschriften jedoch als reine Außenveranstaltung im Bereich des Wolkenhäuschen und Biergarten des Brockenwirtes. Das Wetter spielte mit. Über der geschlossenen  Wolkendecke des Harzvorlandes versammelten sich ca. 200 Wanderer und Mitglieder der Zweigvereine im Sonnenschein und trotzten dem Wind auf dem  Gipfel.

Das Blasorchester des Harzklub-Zweigvereines Hannover, das von Beginn an im Jahr 1991 die Feier musikalisch begleitete,  war gekommen und eröffnete die Feierstunde – wie in jedem Jahr – mit dem Choral „Nun danket alle Gott“.

 

Harzklub-Präsident Dr. Oliver Junk begrüßte die Gäste. In seiner Ansprache machte er deutlich, dass es die richtige Entscheidung war, die 30-jährige Tradition auf dem Brocken auch unter erschwerten Bedingungen aufrecht zu erhalten. „Wir wollen und müssen uns heute hier treffen, um derjenigen mutigen Menschen zu gedenken, die damals in den Jahren 1989/1990 die friedliche Revolution erreichten. Wir wären sonst heute nicht hier.“     

Im Rückblick auf 30 Jahre Deutsche Einheit forderte er ein, nicht das Trennende immer wieder zu kritisieren, sondern das bereits Erreichte, Geleistete und Verbindende zu sehen. Lebensverhältnisse seien unabhängig von Ost und West regional unterschiedlich. Ehrenamtliche des Harzklubs gestalteten sofort nach der Wende länderübergreifend mit ihrem Engagement und ihrer Zuversicht maßgeblich das Zusammenwachsen zu einem gemeinsamen Harz. „Lassen Sie uns mutig und zuversichtlich in die weiteren Jahre gehen!“.

Im Anschluss daran  erklang die deutsche Nationalhymne  „Einigkeit und Recht und Freiheit“. Die Anwesenden erhoben sich von ihren Plätzen, aufgrund der Corona-Vorschriften aber ohne mitzusingen.

Die ehemalige Ministerpräsidentin des Landes Thüringen und Präsidentin des Landeswanderverbandes Thüringen, Christine Lieberknecht, hielt die Festrede, der sie Worte Václav Havels voranstellte: „Die Freiheit ist wie das Meer: die einzelnen Wogen vermögen nicht viel, aber die Kraft der Brandung ist unwiderstehlich.“

Als Kind in der DDR aufgewachsen, hatte sie gelegentlich den Brocken in der Ferne von zu Hause aus sehen können. Mit seinem Anblick verband sich für sie die Sehnsucht nach Freiheit als Vision, die Ahnung, dass willkürlich gezogene Grenzen nicht das Letzte sein könnten. Beim Wandern erschlossen sich ihr Nähe und Weite der Landschaft in besonderer Weise – „Die Gedanken sind frei“. Als dann 1989 ein freier Brocken für freie Bürger gefordert wurde und auch hier die Mauer endlich fiel, war es der Harzklub, der Erinnerungen, die vierzig Jahre verborgen waren, im Gesamtharz belebte. Das Potential unserer Region erkennend war es der Harzklub, der Begriffe wie ein Wandervolk, ein einiges Volk, ein Volk in Einigkeit und Recht und Freiheit mit Leben erfüllte. Dies auch weiterhin für kommende Generationen zu erhalten, muss unser aller Aufgabe und Ziel sein.

 

Nach einem musikalischen Zwischenspiel übernahm der Ehrenpräsident des Harzklubs, Dr. Michael Ermrich, gerne die Aufgabe zwei Ehrungen durchzuführen.
Zum einen erhielt Benno Wolfgang Schmidt, uns allen besser als „Brocken-Benno“ bekannt, für seine Verdienste das Goldene Ehrenabzeichen des Harzklubs, zum anderen wurde das Blasorchester des Zweigvereines Hannover geehrt. 

 

Brocken-Benno bestieg nicht nur mehr als 8.900 Mal den Brocken und wurde so zu einem Botschafter des Brocken, sondern er wirkte aktiv mit bei der Erstellung von Wanderwegen, als Beispiele seien der Harzer Grenzweg, der Teufelsstieg und die Harzer Wandernadel genannt. Der Gedenkstein auf dem Brocken, der an die Gipfelöffnung am 3. Dezember 1989 erinnert, geht auf seine Initiative zurück.

Das Blasorchester unter der heutigen Leitung von Klaus Gebhardt, dem Neffen des Begründers Jochen Gaedecke, erhielt zum Dank für 30 Jahre Auftritt auf dem Brocken einen Pokal.

 

Zu guter Letzt dankte der Landrat des Landkreises Harz, Martin Skiebe, allen Ehrenamtlichen des Harzklubs für die geleistete Arbeit und forderte sie auf: „ Lassen Sie uns weiter den Harz, unsere Heimat, gestalten!“

Die Ausgabe der Wimpelbänder an die Delegationen der Zweigvereine schloss die Veranstaltung ab.

06.10.2020, Christine Eggers